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Studie: Kompetenz im Rechnen mittelmäßig

Die Stiftung Rechnen stellt in Berlin die Studie "Bürgerkompetenz Rechnen" vor, v.l.n.r.: Christoph Drösser (Autor und Wissenschaftsredakteur, Die Zeit), Dr. Peter Matuschek (Leiter Politik- und Sozialforschung bei forsa), Johannes Friedemann (Geschäftsführender Vorstand der Stiftung Rechnen), Prof. Dr. Ulrich Kortenkamp (Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg) und Prof. Dr. Anselm Lambert (Universität des Saarlandes) Die Stiftung Rechnen stellt in Berlin die Studie "Bürgerkompetenz Rechnen" vor, v.l.n.r.: Christoph Drösser (Autor und Wissenschaftsredakteur, Die Zeit), Dr. Peter Matuschek (Leiter Politik- und Sozialforschung bei forsa), Johannes Friedemann (Geschäftsführender Vorstand der Stiftung Rechnen), Prof. Dr. Ulrich Kortenkamp (Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg) und Prof. Dr. Anselm Lambert (Universität des Saarlandes) Philipp Tonn
Wie hoch ist die Bürgerkompetenz beim Rechnen von mathematischen Aufgaben, vor die jeder im Alltag gelegentlich gestellt ist? Das wollte die Stiftung Rechnen herausfinden und beauftragte eine für Deutschland repräsentative Studie zum Thema „Bürgerkompetenz Rechnen“. Die Ergebnisse des gemeinsam mit dem Sozialforschungsinstitut forsa und der Wochenzeitung „Die Zeit“ umgesetzten Tests liegen jetzt vor. Die Test-Fragen erarbeiteten Prof. Dr. Anselm Lambert von der Universität des Saarlandes und Prof. Dr. Ulrich Kortenkamp, Mathematikdidaktiker an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU). Sie werten die vorliegenden Studienergebnisse auch wissenschaftlich aus.

 

Lassen sich die Deutschen an der Kasse im Supermarkt leicht übers Ohr hauen? Bemerken sie einen eventuellen Rechenfehler gleich gar nicht? Im Rahmen der Studie wurden Personen zwischen 18 und 65 Jahren in Deutschland zu ihren mathematischen Kompetenzen im Alltag getestet. Heute wurden Studie und Ergebnisse bei einer Pressekonferenz in Berlin vorgestellt.

Es wurden insgesamt 1.027 Personen mit Hilfe des bevölkerungsrepräsentativen Panels forsa.Omninet befragt. Die ermittelten Ergebnisse können lediglich mit den bei allen Stichprobenerhebungen möglichen Fehlertoleranzen (im vorliegenden Fall +/- 3 Prozentpunkte) auf die Gesamtheit der Bevölkerung dieser Altersgruppe übertragen werden.

In der Zusammenfassung der Ergebnisse heißt es: „Es zeigt sich bei der Beantwortung der Rechenaufgaben eine zumeist einheitliche Tendenz: Die Befragten mit Abitur oder Studium sowie diejenigen, deren letzte Mathenote auf einem Schulzeugnis mindestens ,gut' war, können im Allgemeinen die Aufgaben häufiger richtig lösen als der Durchschnitt aller Befragten.“

Einfache Additions- bzw. Divisions-Aufgaben stellen für kaum einen Befragten ein Problem dar. Das heißt, das eigentliche Rechnen ist unproblematisch. Geht es jedoch darum, auf der Grundlage von Zentimetermaßen zu errechnen, wie viel Liter Wasser in ein Aquarium passen, lösen nur noch 70 Prozent der Abiturienten diese Aufgabe korrekt. „Ein desaströses Ergebnis“, sagt Professor Ulrich Kortenkamp. „Offenbar bereitet die Umrechnung von Kubikmaßen in Hohlmaße Probleme – und damit hilft auch die korrekte Rechnung nichts.“ Auch die Aufgaben zur Berechnung der benötigten Eimer Farbe zum Streichen eines Kellerraums kann mehr als ein Drittel der Befragten nicht richtig lösen.

Fehler bei den Geometrieaufgaben sind ebenfalls durch Umrechnungsfehler gekennzeichnet – so z. B. bei der Berechnung der Quadratmeteranzahl einer rechteckigen Spanplatte, deren Maße in Zentimeter angegeben sind. „Vielen Menschen haben keine adäquaten Vorstellungen, mit denen sie die Schulmathematik auf ihr Leben anwenden können“, so Kortenkamp. „Seit vielen Jahren sind wir dabei, diese Grundvorstellungen besser im Mathematikunterricht zu verankern“, resümiert der Mathematikdidaktiker. „Wir müssen aber darauf Rücksicht nehmen, dass ein großer Teil der Bevölkerung hier Probleme hat. Unsere Ergebnisse müssen also auch Einfluss auf die Vermittlung von Information in Zeitungen und in den Medien haben.“

Ganz deutlich sieht man dies an Fragen, bei denen Informationen aus Texten oder Diagrammen entnommen werden mussten. Spätestens dann, wenn mit den entnommenen Werten noch kleine Rechnungen durchgeführt werden sollen, bricht die Mathematik-Kompetenz der Deutschen zusammen. Dies sieht man zum Beispiel dann, wenn die gleiche einfache Dreisatz-Aufgabe in zwei verschiedenen Kontexten gestellt wird – nur ein Satz mehr in der Fragestellung senkt die Anzahl der korrekten Antworten gerade bei Schülern mit Hauptschulabschluss.

Die gestellten Fragen sowie weitere Ergebnisse der Auswertung können ab heute in „Die Zeit“ sowie auf www.zeit-online.de gefunden werden.

Interessenten können übrigens den Test auf www.stiftungrechnen.de selbst durchführen und schauen, ob sie besser rechnen als der durchschnittliche Deutsche.

Weitere Pressemitteilungen zur Befragung „Bürgerkompetenz Rechnen“

Stiftung Rechnen: www.stiftungrechnen.de
Universität des Saarlandes: www.uni-saarland.de
„Die Zeit“: www.zeit.de/vorabmeldungen/neu-in-der-aktuellen-zeit

Quelle: Martin-Luther-Universität Halle Wittenberg

Letzte Änderung am Mittwoch, 29 Mai 2013 20:51

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