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Wissenschaftliche Konferenz zu den Händel-Festspielen: Macht und Ohnmacht der Musik

Wissenschaftliche Konferenz zu den Händel-Festspielen: Macht und Ohnmacht der Musik HP KB
Musik hat eine besondere Wirkung auf die menschliche Seele. Diese Eigenschaft machte sie in allen Epochen zu einem attraktiven Mittel der Demonstration und Repräsentation von politischer Macht. Die internationale musikwissenschaftliche Konferenz zu den Händel-Festspielen in Halle fragt danach, wie Georg Friedrich Händel die Macht der Musik als Komponist darstellte, für welche Mächtigen er selbst Werke schuf und wie er sich als Musiker im Umfeld der Macht orientierte. Die Tagung findet vom 10. bis 12. Juni 2013 im Kammermusiksaal des Händel-Hauses statt und wird gemeinsam mit der Abteilung Musikwissenschaft der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU) veranstaltet.

 

„Die Konferenz wird die besonderen Formen der politischen Indienstnahme von Händels Musik im 19. und 20. Jahrhundert thematisieren, speziell in den Diktaturen des NS-Staates und der DDR“, sagt Prof. Dr. Wolfgang Hirschmann, Professor für Historische Musikwissenschaft am Institut für Musik der MLU und Präsident der Georg-Friedrich-Händel-Gesellschaft. So wurde Händel als „Wikinger der Musik“ für die Ideologie des Nationalsozialismus eingespannt oder später in der DDR als revolutionärer Vordenker einer Befreiung der Arbeiterklasse gefeiert. „Musik kann sich gegen ihren Missbrauch nicht wehren – darin liegt ihre Ohnmacht beschlossen“, führt Hirschmann aus.

In bewährter Zusammenarbeit mit der Stiftung Händel-Haus und der Händel-Gesellschaft ist es wieder gelungen, eine große internationale Konferenz mit 22 Referentinnen und Referenten aus dem In- und Ausland zu organisieren und dafür auch eine finanzielle Unterstützung durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) einzuwerben.

„Es wird ein weit gespanntes Panorama entstehen, denn die Beiträge führen vom 18. Jahrhundert bis in die 1980er Jahre, und wir können uns in diesem Jahr auf die Zusammenarbeit mit einem wichtigen Forschungsprojekt stützen, das seit Oktober 2010 an der Stiftung Händel-Haus läuft“, freut sich Wolfgang Hirschmann. Die Mitarbeiter des Projekts „Grundlagenforschung zur Rezeptionsgeschichte Händels in den Diktaturen Deutschlands“, das wie die diesjährige Konferenz vom Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien gefördert wird, werden denn auch in der Konferenz wichtige Ergebnisse ihrer Forschungen vorstellen. Der Musik- und Kulturwissenschaftler Dr. Albrecht Dümling (Berlin) wird in die Thematik mit Gedanken zum Thema „Musik als Mittel staatlicher Machtausübung“ einführen.

Bereits am Samstag, 8. Juni, wird Prof. Dr. Pamela Potter (University of Wisconsin-Madison) im Stadthaus am Markt einen Festvortrag zu „Händel als ‚deutscher Staatskomponist’ im 20. Jahrhundert“ halten. „Keine Forscherin ist besser geeignet, einen Überblick über die Politisierung der Figur Händels im 20. Jahrhundert zu geben als Pamela Potter, denn sie hat in ihren weltweit wahrgenommenen Studien diesen Bereich für die neuere Musikforschung erstmals umfassend erschlossen“, ist Hirschmann überzeugt und weist auf ein weiteres Highlight der Konferenz hin, den Roundtable mit Zeitzeugen am Mittwoch, 12. Juni, 15 bis 17 Uhr. Dabei werden sich Kulturpolitiker, Musiker, Wissenschaftler und Publizisten, die das Musikleben der DDR miterlebt und mit gestaltet haben, über die Händel-Bilder der DDR und den durchaus unterschiedlichen Umgang mit seiner Musik im SED-Staat austauschen.

Die Teilnahme an allen Veranstaltungen ist kostenfrei, weitere Informationen unter: www.haendelhaus.de/de/Wissenschaftliche_Konferenz_2013 sowie unter: www.haendelgesellschaft.haendelhaus.de

Quelle: Martin-Luther-Universität Halle Wittenberg

 

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