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Älteste umfassende Salzsiedestation in der Stadt Halle entdeckt

Abfallgrube mit Rinderschädel. Abfallgrube mit Rinderschädel. Klaus Bentele © LDA Sachsen-Anhalt

Die Geschichte und historische Bedeutung der Stadt Halle ist untrennbar mit der Salzgewinnung verbunden. Bereits der Ortsname leitet sich vom indogermanischen Wortstamm hal für Salz ab. Von diesem lebensnotwendigen Mineral benötigt der Mensch mindestens zwei Gramm pro Tag, außerdem war es in Zeiten ohne Kühlschrank und Tiefkühltruhe unverzichtbar für die Konservierung leicht verderblicher Lebensmittel und fand Verwendung in technischen Prozessen wie der Gerberei und der Metallurgie. Die regionale Limitierung von Salzvorkommen machte diesen Rohstoff zu einem wertvollen Handelsgut, das denjenigen Reichtum und Wohlstand bescherte, die Gewinnung und Vertrieb kontrollierten.


Im Mittelelbe-Saale-Gebiet, in dem auch Halle liegt, haben besondere geologische Bedingungen die Steinsalzschichten des vor über 250 Millionen Jahren verdunsteten Zechsteinmeeres so weit nach oben gehoben, dass durch Auswaschung oberflächennahe Solequellen auftreten, die seit Jahrtausenden ausgebeutet werden. Konzentrierte sich die mittelalterliche Salzproduktion auf die Nutzung der Solebrunnen im Umfeld des Hallmarktes, so streuen vorgeschichtliche Hinweise auf Salzgewinnung vor allem entlang des Stadtgebietes östlich der Saale bis hinab nach Trotha.


Die Zeugnisse vorgeschichtlicher Salzsiederei beschränken sich meist auf grobe Ziegelgebilde wie Reste von Stützen sowie Kelchen und Tiegeln, in denen die Sole versotten wurde, in Fachkreisen als briquetage (Ziegelzeug) bezeichnet. Im Erdboden fanden sich im Allgemeinen neben Briquetage auch Reste von tonausgekleideten Sole- bzw. Klärbecken sowie Feuerungsgruben. Allerdings ist die Erhaltung dieser Befunde nur sehr bruchstückhaft und bei der Rekonstruktion des Siedeprozesses sind die Archäologen auf Analogieschlüsse anhand von Vergleichsbeispielen aus der Völkerkunde angewiesen.


Bei Ausgrabungen im Vorfeld der Errichtung der neuen Mediathek auf dem Campus Design der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle gelang es nun erstmalig den gesamten Produktionsprozess – von der Aufarbeitung der Sole bis zum fertigen Produkt – nachzuvollziehen.

Das zukünftige Baugelände blieb auch mit Errichtung der Villenbebauung um 1905 als Freifläche erhalten und wurde im Gegensatz zu den dichtbesiedelten Stadtbereichen kaum modern überprägt.

Diesem Umstand verdankt die Archäologie den Glücksfall, dass hier auf engstem Raum zahlreiche Zeugnisse der vorgeschichtlichen Salzproduktion in guter Qualität erhalten sind. Bisher konnten mehrere Solebecken und Gruben mit Briquetage freigelegt werden. Sie datieren in die Spätbronzezeit (11. - 9. Jh. v. Chr.) und frühen Eisenzeit (8. - 5. Jh. v. Chr.).

Das Grabungsteam entdeckte außerdem zum Produktionsprozess gehörige Feuerungsgruben und Öfen. Mehrere übereinander liegende archäologische Schichten mit Funden, die zum Teil bis in die Jungsteinzeit zurück reichen, belegen, dass die hochwasserfreie Lage am Hang über Jahrtausende hinweg ein begehrter Siedlungsplatz war.

Aufgrund dieser Zeittiefe, verbunden mit der ungewöhnlich guten Befundlage, rechnen die Archäologen bis zum Ende der Ausgrabung am 31.7.2013 mit weiteren Funden und Befunden, die neue Erkenntnisse über die Salzgewinnung bringen und uns ermöglichen, den Herstellungsprozess sowie seinen technologischen Wandel im Laufe der Zeit besser zu verstehen und so bisherige Thesen zu überprüfen.

 

Quelle: Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt – Landesmuseum für Vorgeschichte

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