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GfW-Wintervortrag zum Umgang mit globalen Naturkatastrophen

GfW-Wintervortrag zum Umgang mit globalen Naturkatastrophen HP KB

Auslandseinsatz ohne Waffen

GfW-Wintervortrag zum Katastrophenhilfeeinsatz nach dem Tsunami 2004

Banda Aceh 2004 – Das Leben geht weiter!

Während Mitteleuropa den Winter bei Plusgraden erlebt, meldet Tokio 30 cm Schnee, die USA große Kältewellen, aber die Philippinen nach einem Taifun am 08.11.2013 ähnlich wie Großbritannien große Überschwemmungen: Das Wetter ist nach wie vor unbeeinflussbar von menschlichem Wollen. Grenzübergreifend gestaltbar sind dagegen die Hilfeleistungen nach witterungsbedingten globalen Katastrophen. Von so einem Hilfseinsatz berichtete Oberfeldapotheker Hartmut Berge beim dritten Vortrag der Wintervortragsreihe, den die Gesellschaft für Wehr- und Sicherheitspolitik (GfW) Sektion Halle (Saale) mit ihren Kooperations-partnern Verband der Reservisten der Deutschen Bundeswehr (VdRBw e.V.) – Landesgruppe Sachsen-Anhalt und der Stadt Halle (Saale) im Stadthaus veranstaltet hat. Es ging um seine Beobachtungen und Erlebnisse vom Anfang des Jahres 2005 nach dem Tsunami vom 26. Dezember 2004.

Nach einem heftigen Seebeben, das mit unbändiger Wucht und 36 Meter hoher Flutwelle große Teile um den Indischen Ozean überschwemmte und etwa 250.000 Menschen um ihr Leben brachte und viele Schäden und Zerstörungen anrichtete, gehörte der Referent damals zu dem zwölfköpfigen Vorauskommando für den Bundeswehr-Hilfseinsatz an der indonesischen Küste in Banda Aceh auf Sumatra. Einige Wochen lang war er als Helfer vor Ort, was, wie er sich erinnert, ihm zum Zeitpunkt der Ablösung des Kontingents als zu kurz erschien, da er seine Aufgaben als noch nicht weit genug gediehen empfunden habe.

Inzwischen wisse er, dass gerade aus medizinischer Sicht die Ablösung zu diesem Zeitpunkt richtig gewesen sei. Ohnehin war dieser Auslandseinsatz, der sechste von einer inzwischen zweistelligen Zahl, nach seiner Aussage sein bisher härtester. Wer andere Wohnstandards kennt, erschrickt nicht nur vor Nachbeben in Stärken bis 6,4 jeden – auch Unterkünfte ohne Strom, ohne Toilette und ohne sanitäre Einrichtungen scheinen nur schwer akzeptabel. In seinem Einsatztagebuch vermerkte Berge, dass erst acht Tage nach seinem Eintreffen vor Ort am 8. Januar die ersten Dixie-Toiletten zur Verfügung standen: „Vorher gab es Natur.“

Der Referent zeigte erschreckende Bilder überschwemmter Landschaften, zerstörter Häuser, angeschwemmten Materials von Pflanzen, Sträuchern, Bäumen, Telefon- oder Strommasten, beschädigter Fahrzeuge, lebloser Körper von Tieren und verletzter oder toter Menschen. Aber die Situation der Helfer war nicht nur durch diese Bilder und – zunehmend – Gerüche und ihre eigenen Bemühungen um den Aufbau eines Rettungszentrums bestimmt, sondern vor allem durch die seelischen Belastungen fast aller Einheimischen, da viele früher dort Ansässige noch vermisst und jeden Tag neue Leichen und Verletzte gefunden und geborgen wurden.

Nur rund 50 Prozent der Einheimischen, berichtete Berge, überlebten die Geschehnisse. Hunderttausende Menschen verloren Familienmitglieder, Bekannte und Freunde. In guter Zusammenarbeit mit anderen Streitkräften und Hilfsorganisationen vor Ort, auch deutschen, zum Beispiel dem THW und dem Roten Kreuz, sei es gelungen, möglichst schnell hygienische Verhältnisse zu organisieren, den Menschen frisches Wasser zum Überleben, Trinken und Waschen heranzuschaffen und die Ansteckungsgefahren durch Impfungen zu reduzieren. Beschaffung und Verteilung von Medikamenten war eine der wichtigen Aufgaben als Apotheker vor Ort. Hartmut Berge nannte sieben verschiedene Infektionen, die sie zu bekämpfen hatten; der erste Antibiotika-Vorrat war nach drei Tagen aufgebraucht, aber nach mehreren Wochen habe sich nicht nur der Nachschub, sondern auch der Bedarf „normalisiert“.

Positiv in Erinnerung behalten hat der Referent die Einheimischen, die zwar zunächst gerne die internationale Hilfe und Unterstützung akzeptierten, dann aber willensstark und selbstbewusst alles selbst in die Hand nehmen und organisieren wollten. Solche zukunfts- und selbstbewussten Akteure vermisse mancher NATO-Soldat in anderen Auslandseinsatzräumen. Sie erleichterten aber den Abschied, weil man sicher sein könne, dass die Hilfe und Unterstützung nicht umsonst gewesen seien. Inzwischen sei das Leben in Banda Aceh weitergegangen und der Wiederaufbau in vielen Schritten vorangekommen.

Die Wintervortragsreihe, die diesmal unter dem Motto „Aktuelle ungelöste Sicherheitsfragen“ steht, wird am 20. März 2014 mit einem Vortrag zur Energieversorgung und -sicherheit fortgesetzt.

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Bald zehn Jahre her ist der verheerende Tsunami, der als Naturkatastrophe unvorstellbaren Ausmaßes zu Weihnachten 2004 über Banda Aceh hereinbrach. Um Schäden, Hilfe und Wiederaufbau in den betroffen Gebieten geht es in der dritten Veranstaltung der Wintervortragsreihe 2013/2014 der Sektion Halle (Saale) der Gesellschaft für Wehr- und Sicherheitspolitik (GfW) am Donnerstag, 20. Februar, um 19 Uhr im großen Festsaal des Stadthauses in Halle. Der Referent, Oberfeldapotheker Hartmut Berge, war damals Angehöriger des zwölfköpfigen Vorauskommandos der Bundeswehr und dann als Helfer vor Ort.

Berge ist inzwischen Leiter des Versorgungs- und Instandsetzungzentrums Sanitätsmaterial der Bundeswehr in Blankenburg im Harz. Er wird an diesem Abend zeigen, wie eine Naturkatastrophe über Menschen auf der Erde hereinbrechen kann, was die Menschen vor Ort dabei erleiden, welche Auswirkungen die Naturkatastrophe mit sich bringen und nach sich ziehen kann, aber auch, wie die Menschheit, Staaten, supranationale Organisationen und Nichtregierungsorganisationen damit umgehen können. Nicht zuletzt geht es darum, wie die Hilfsleistungen der Deutschen Bundeswehr dort aussahen und wirkten. Deutlich wird dabei auch werden, dass auch heute - fast zehn Jahre nach der Naturkatastrophe –die Wirkungen vor Ort genauso wie bei den betroffenen Menschen und den eingesetzten Helfern immer wieder noch sichtbar und spürbar sind.

Der Eintritt zu dieser Veranstaltung, die von der GfW-Sektion Halle (Saale) wieder gemeinsam mit ihren Kooperationspartnern Verband der Reservisten der Deutschen Bundeswehr e.V. (VdRBw) – Landesgruppe Sachsen-Anhalt und der Stadt Halle (Saale) veranstaltet wird, ist wie immer frei.

Quelle: GfW

Letzte Änderung am Samstag, 01 März 2014 13:49

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