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GfW-Wintervortrag zu Möglichkeiten und Risiken für unsere Energieversorgung

Prof. Dr.-Ing. Amro antwortet bereitwillig auf Nachfragen; im Hintergrund Sektionsleiter Ernst W. Speidel. Prof. Dr.-Ing. Amro antwortet bereitwillig auf Nachfragen; im Hintergrund Sektionsleiter Ernst W. Speidel. GfWSektion Halle

Fracking: Plädoyer für mehr Forschung

Ein überzeugendes und engagiertes Plädoyer für die Erforschung so genannter „unkonventioneller Lagerstätten“ vor allem von Erdgas lieferte Prof. Dr.-Ing. Moh’d Amro von der Technischen Universität Bergakademie Freiberg beim gestrigen Vortrag der Sektion Halle (Saale) der Gesellschaft für Wehr- und Sicherheitspolitik (GfW), die in Kooperation mit der Stadt Halle (Saale) und dem Verband der Reservisten der Deutschen Bundeswehr e.V. (VdRBw) – Landesgruppe Sachsen-Anhalt  im großen Festsaal des Stadthauses Halle durchgeführt wurde. Deutschland sei in hohem Maß von Erdgas abhängig, argumentierte er, und produziere nur 10 Prozent davon selbst, „mit sinkender Tendenz“. Dabei gebe es in Deutschland durchaus Lagerstätten, deren Erforschung sich lohnen könne.

Die Erdgaslagerstätten in Deutschland seien „klein und geologisch komplex“, was allerdings nicht nur Nachteile mit sich bringe. Da zu ihrer Erschließung ein hohes ingenieurtechnisches Wissen erforderlich sei, biete es nämlich die Chance auf einen entsprechenden technologischen Vorsprung, der sich international vermarkten lasse. Eine Gesetzeslage, die weitere Forschungen erschwere, gefährde jedoch diesen Vorsprung. Die in Deutschland vorhandenen Erdgasreserven, gelagert in etwa 5000 Metern Tiefe weit unterhalb des Grundwasserniveaus, seien zu 80 Prozent als „unkonventionell“ zu bezeichnen. Das bedeute, dass sie „mit konventionellen Fördermethoden nicht erschließbar“ seien.

„Technologische Fortschritte und konstant hohe Energiepreise der letzten Jahre machen unkonventionelle Lagerstätten (z.B. Shale Gas) wirtschaftlich zunehmend attraktiv“, erklärte der Referent, der an der Bergakademie Freiberg die Professor für Geoströmungs-, Förder- und Speichertechnik innehat und seit 2013 Direktor des „Instituts für Bohrtechnik und Fluidbergbau“ ist. Darunter seien Stimulationsverfahren wie zum Beispiel Fracking zu verstehen. „Diese Technik ist mit einem hohen Planungsaufwand verbunden und kostenintensiv. Vorherige Untersuchungen sind wichtig, um Frackrichtung, -tiefe und -länge zu ermitteln.“

Weil das Erdgas „gefangen“ sei in „dicht gepackten porösen Trägermedien“, gelte es, ihm Fließwege zu ermöglichen. Es gebe verschiedene Gasarten, unter anderem Tight Gas und Shale Gas, die unterschiedlich bewertet würden, sowohl wissenschaftlich als auch gesetzlich: Über Tight Gas werde in Deutschland nicht mehr diskutiert, da werde problemlos gefrackt. Anders dagegen sei es bei Shale Gas (Schiefergas). Diese Technologie dürfe man in Deutschland bisher nicht erproben.

„Um einen Frack zu erzeugen, öffnet man Klüfte durch hydraulisch injizierten Druck“, erläuterte der Referent das Verfahren. „Die Klüfte werden durch ein Stützmittel offen gehalten, dabei muss der künstlich aufgebrachte Druck größer sein als der Gebirgsdruck.“ Ziel des Fracks sei es, die Produktivität der Lagerstätte zu steigern und die Schädigung der Formation zu beseitigen. In Ölbohrungen werde das Verfahren seit 1948 eingesetzt und habe sich wissenschaftlich-technisch „zu einer Standardtechnologie beim Tiefbohren“ entwickelt.

Um unerwünschte Nebenwirkungen zu vermeiden, gebe man der Frackflüssigkeit Zusatzstoffe zu. Diese Chemikalien machten zwei Prozent der Frack-Flüssigkeit aus und seien dazu gedacht, die Rohre vor Korrosion zu schützen, der Ablagerung von Bakterien in den Rissen vorzubeugen, die Oberflächenspannung des Wassers herabzusetzen und das Quellen der Tonschichten zu verhindern. Durch mehrfache Ummantelungen werde das Grundwasser jedoch zuverlässig vor Kontamination mit diesen Chemikalien geschützt.

„Trotzdem müssen wir weiter daran arbeiten, dass die Chemikalien abbaubar und ungiftig sind“, betonte Amro. Nicht überall sei Fracking sinnvoll, vor allem die Spannungssituation in der Lagerstätte müsse bekannt sein. Seismische Messungen seien erforderlich, um das Vorhandensein von Erdöl- und Ergasvorkommen zu erkennen. Die Trägerstrukturen müssten erkundet, die Sättigung ermittelt, die Durchlässigkeit gemessen und die Porösität bestimmt werden. Die Entwicklung einer passenden Fördermethode könne zehn Jahre dauern.

„Wenn die Forschung in diesem Bereich gesetzlich verboten ist, fällt man folglich technisch und wissenschaftlich rasch zurück“, gab er zu bedenken. Die Forschung sollte jetzt stattfinden, um zum Beispiel für den Fall, dass Gaslieferungen aus Russland, woher Deutschland immerhin etwa ein Drittel seines Gases bezieht, irgendwann ausfallen und ersetzt werden müssen, schnell handlungsfähig zu sein.  

 

Quelle: GfW Sektion Halle

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