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Stellungnahme der Universitätsmedizin Halle

Stellungnahme der Universitätsmedizin Halle HP KB

Stellungnahme der Universitätsmedizin Halle durch den Fakultätsvorstand zum derzeit veröffentlichten Kenntnisstand der Bewertung durch den Wissenschaftsrat (Halle, 1. Juli 2013)

 

Einzelbewertungen (wesentliche Punkte zum Standort Halle)

Die Bewertung der Universitätsmedizin Halle durch den Wissenschaftsrat im Jahr 2013 (Datenperiode 2009-2011, Selbstbericht erstellt in 2012) wurde unter Berücksichtigung (i) der prognostizierten Finanzsituation des Landes Sachsen-Anhalt und damit der Universitätsmedizin, (ii) der vom Land gewährten „Minimal“-Ausstattung für die Universitätsmedizin Halle, (iii) der demographischen Entwicklung sowie (iv) der Randbedingung, dass der Standort Magdeburg von Maßnahmen für Halle auf keinen Fall geschwächt  bzw. gefährdet werden dürfe, durchgeführt.

Ein einstimmiges Votum hinsichtlich der Bewertung und der Empfehlung für den Standort kam nicht zustande, so dass letztendlich die Option mit dem Mehrheitsvotum als Empfehlung ausgesprochen wird.

Die Bewertung bezeichnet den Forschungsbereich „Epidemiologie & Pflegeforschung“ als zukunftsfähig sowie Alleinstellungsmerkmal und begrüßt die Entwicklung seit der letzten Begutachtung ausdrücklich.

Der Forschungsbereich „Krebsmedizin“ wird als nicht konkurrenzfähig und nicht entwicklungsfähig (besonders unter den gegebenen Ressourcenbedingungen) bewertet. Seine Weiterführung wird in Frage gestellt.

Im Forschungsbereich „Molekulare Medizin der Signaltransduktion“ wird ein Teil der Arbeitsgruppen als zukunftsfähig mit Entwicklungspotenzial bewertet. Die hier bestehenden Kooperationen mit der Martin-Luther-Universität werden begrüßt.

Insgesamt wird die Integration in die Martin-Luther-Universität sowie die Kooperation mit außeruniversitären Einrichtungen als nicht ausreichend angesehen.

Im Bereich der Lehre werden die Maßnahmen der letzten drei Jahr positiv bewertet und anerkannt. Die Verbesserungen werden als signifikant bezeichnet. Die Entwicklungen im Bereich der Akademisierung der Gesundheitsfachberufe sowie das Konzept der integrierten interprofessionellen Lehre werden befürwortet. Es stellt ein weiteres Alleinstellungsmerkmal dar. Der eingeschlagene Weg muss jedoch konsequent weiterverfolgt werden.

Der Zahnmedizin wird eine gute Entwicklung im Bereich der Lehre und der Publikationsleistungen attestiert.

Auf Grund des prognostizierten Ärzte- und Zahnärztebedarfs wird die Aufrechterhaltung der Studienplatzzahl im Land als notwendig erachtet.

Der Krankenversorgung wird uneingeschränkt universitäres Niveau attestiert, mit Kennzahlen im bundesdeutschen Mittelfeld. Die Krankenhausplanung des Landes wird deutlich kritisiert, da sie die Universitätsmedizin unnötig gefährde.

Im Bereich Bau wird das von der Universitätsmedizin Halle vorgelegte Konzept begrüßt. Es wird jedoch auf die Notwendigkeit der adäquaten Umsetzung der Maßnahmen für eine zukunftsfähige Entwicklung des Standortes hingewiesen.

Dennoch kommt der Wissenschaftsrat in der Summe zu dem Urteil, dass es dem Standort nicht gelungen ist ein klares wissenschaftliches Profil zu entwickeln und die Fortschritte in den Bereichen Forschungsqualität und -produktivität, besonders hinsichtlich Publikationen und Gruppenförderinstrumenten, hinter den Erwartungen zurück geblieben sind.

Diese Einschätzung, die zudem besonders den Forschungsbereich Krebsmedizin im Blick zu hat, scheint das Gesamturteil und damit die resultierende Empfehlung wesentlich zu prägen. Andere Bereiche, die im Bericht durchaus positiv bewertet sind (u. a. Lehre), scheinen dagegen kaum in die Gesamtbeurteilung einzufließen, so dass sich eine gewisse Diskrepanz zwischen der Summe der Einzelbewertungen und dem abschließenden Votum ergibt.

Es stellt sich die Frage, ob hier eine angemessene Wichtung und damit ein angemessene Bewertung vorliegen. Die Defizite im Bereich Publikationen und Gruppenförderung sind den Verantwortlichen bewusst und wurden auch der WR-AG gegenüber angesprochen. Gleichzeitig sind hier erste Fortschritte erkennbar (DFG GRK-1591), die jedoch in der Kürze der Zeit noch nicht die gewünschten Früchte tragen konnten. Im Bereich der Lehre, in dem sich Veränderungen schneller zeigen, wurden die Forstschritte als beachtlich bezeichnet. Das Gesamtergebnis scheint inhaltlich aus unklaren Gründen ganz vorwiegend vom Bereich Forschung – und hier wiederum Krebsforschung – dominiert zu sein. 

Schlussfolgerungen des Wissenschaftsrates und Empfehlung (Mehrheitsvotum)

Ausgehend von diesen (und noch weiteren) Bewertungen kommt der Wissenschaftsrat zu einer für uns ihrer Gesamtheit nicht nachvollziehbaren Empfehlung, die Strukturmaßnahmen und dramatische Ressourcenkürzungen (30-40% des Landeszuführungsbetrages) zur Folge hat, welche den Standort Halle und damit auch die Epidemiologie (u.a. inkl. der Beiträge zur Nationalen Kohortenstudie sowie den Betrieb des Herzinfarktregisters Sachsen-Anhalt), die Gesundheits- und Pflegewissenschaften, die Zahnmedizin, die Allgemeinmedizin, die notwendigen Studienplätze in Human- und Zahnmedizin des Landes, die Weiterbildung sowie die zukünftige medizinischen Versorgung massiv gefährden. Nicht zuletzt würde sich dies auf die Arbeitsmarkt- und Wirtschaftssituation der Stadt und der Region negativ auswirken.

Die Empfehlung scheint sich wesentlich aus der vom Wissenschaftsrat angenommenen Diskrepanz zwischen den notwendigen Ressourcen für die Weiterentwicklung eines Forschungsbereiches wie „Krebsmedizin“ und den prognostizierten Finanzrestriktionen des Landes sowie einer dann sich möglicherweise ergebenden Gefährdung des Standortes Magdeburg abzuleiten.

Gemäß dieser Empfehlung soll sich die Universitätsmedizin auf den Forschungsbereich „Epidemiologie und Pflegewissenschaften“ sowie in der Lehre auf die klinische Ausbildung des Medizinstudiums bzw. die praktische Ausbildung der Zahnmedizin beschränken. Die Lehre im Bereich Akademisierung der Gesundheitsberufe wird gemäß dem Konzept der Fakultät ausgebaut. Der klinisch-theoretische Bereich sowie der vorklinische Bereich (d.h. die nicht-klinische Medizin) sollen akademisch aufgelöst werden. Der klinisch-theoretischen Bereich soll lediglich in dem für die Krankenversorgung nötigen Bereich vor Ort erhalten werden. Die Anforderungen in Forschung und Lehre sollen dann von Magdeburg erbracht werden. Die Vorklinik soll komplett nach Magdeburg verlagert werden. Zukunftsfähige AGs aus dem Bereich der Molekularen Medizin der Signaltransduktion, die nicht nach Magdeburg verlagert werden, würden in die Naturwissenschaftliche Fakultät 1 integriert und die Vorklinik für die Zahnmedizin in Leipzig oder Jena erbracht. Von der Universitätsmedizin verbleibt ein Fragment.

Einschätzung der Empfehlung durch die Universitätsmedizin Halle

Sollte diese Empfehlung umgesetzt werden, entstünde eine Rumpffakultät, die kaum Entwicklungs- bzw. Zukunftschancen hat. Bereits durch die Veröffentlichung der Empfehlung würde die Rekrutierung von akademischem Führungspersonal, bes. im Rahmen von Berufungsverhandlungen, extrem erschwert bis hin zu unmöglich gemacht (sowohl im Institutsbereich wie auch in den Kliniken). Die Rekrutierung von sehr gutem bis hervorragenden akademischem Führungspersonal wäre nicht mehr zu erwarten, da die Attraktivität des Standortes signifikant reduziert würde. Die Attraktivität würde zusätzlich durch die zu erwartende erhebliche Reduktionen des jährlichen Landeszuführungsbetrages (30-40% bzw. im Bereich von 20 Mio. €) deutlich gemindert. Zusätzlich muss mit zunehmender Abwanderung von Leistungsträgern gerechnet werden. Diese Entwicklungen schlagen auch auf den Nachwuchsbereich uns dessen Förderung durch. In der Folge sinken die Leistung im Bereich der Drittmittelakquise und der Publikationen.

Eine solche Entwicklung schlägt sich auch in den Bereichen Epidemiologie (u. a. Beiträge zur Nationalen Kohortenstudie sowie den Betrieb des Herzinfarktregisters Sachsen-Anhalt) sowie Gesundheits- und Pflegewissenschaften (u. a. Etablierung des primär qualifizierenden Studiengangs, Weiterentwicklung der onkologischen Supportivtherapie, Ausbau der Allgemeinmedizin, quantitative und Evidenz-basierte Versorgungsforschung in den Bereichen Demenz, Onkologie und Herz-Kreislauferkrankungen) negativ nieder, so dass letztendlich auch diese zukunftsfähigen Bereiche nicht entwickelt werden können und als Alleinstellungsmerkmale des Standortes und des Landes verloren gehen.

Die Zahnmedizin verliert ebenfalls an Attraktivität und Leistungsfähigkeit, so dass auch dieser positiv bewertete Bereich beschädigt wäre seine Zukunftsfähigkeit verlöre.

In der Folge wäre der einmalige Ansatz der interprofessionellen Lehre von Medizin, Zahnmedizin und Gesundheitswissenschaften auf universitärem Niveau nicht mehr möglich. Darüber hinaus ist eine angemessene klinische Lehre ohne klinisch-theoretischen und ohne vorklinischen Bereich nicht möglich.  

Zusammenfassend bedeutet die vorliegende Empfehlung, die de facto Schließung des Standortes Halle im Sinne einer self-fullfilling prophecy des Scheiterns und damit des Verlustes seiner positiv bewerteten und zukunftsfähigen Bereiche. Darüber hinaus entstünden auch negative Konsequenzen für die Martin-Luther-Universität, u. a. durch fehlenden Lehrimport (z.B. Medizinphysik, Ernährungswissenschaften) als auch im Rahmen von Forschungsverbünden und Verbundstrukturen.

Schließlich bedeutet die Empfehlung des Wissenschaftsrates auch die de facto Reduktion von Medizinstudienplätzen, da eine Erhöhung der vorklinischen und klinisch-theoretischen Kapazität von derzeit tatsächlich 195 auf tatsächlich 425 in Magdeburg nicht realisierbar ist. Vor dem Hintergrund der festgestellten Notwendigkeit der aktuellen Studienplatzzahl wird somit eine Verschlechterung der zukünftigen medizinischen Versorgung im Land in Kauf genommen.

Zumindest mittelfristig würden sich o. g. negativen Entwicklungen auf die Arbeitsmarkt- und Wirtschaftssituation der Stadt Halle und der Region südliches Sachsen-Anhalt negativ auswirken.

Letztendlich bleibt anzumerken, dass die Empfehlungen des Wissenschaftsrates keine positiven fiskalischen Effekte haben, solange die Studienplatzzahl erhalten bleibt, da die in Halle eingesparten Mittel lediglich nach Magdeburg verschoben würden (bzw. im Falle der Zahnmedizin gar nach Leipzig oder Jena). Vielmehr entstünden durch notwendige Investitionen zusätzliche Kosten.

Quelle: Universitätsklinikum Halle (Saale)

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