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Rezension: Christina Auerswald : Magdalene und die Saaleweiber

Rezension: Christina Auerswald : Magdalene und die Saaleweiber Mitteldeutscher Verlag

Dieses Buch wird auch im Rahmen der Leipziger Buchmesse und dem Lesefest Halle liest mit am 15. März 2018 in der Thalia Buchhandlung von der Autorin vorgestellt.

Die Autorin führt mit diesem 2. Band ihrer historischen Romane aus dem Bereich Halle /Saale die Geschichte der Magdalene Rehnickel weiter. Interessant ist, dass der Auslöser für diesen Romanzyklus der Fund von fragmentarischen Aufzeichnungen einer Magdalene war. Aus diesen Aufzeichnungen entstanden die im Schluss des Buches vorgestellten „Sieben Sagen von den Saaleweibern.“

Die Saaleweiber galten als Hexen, die junge Männer verführten, generell gefährlich waren, zaubern konnten und unter der Oberfläche der Saale lebten. Sie waren das Gegenstück zu den „Extraordinären“, den Frauen mit „Gesichtern“, wie zum Beispiel Anna Maria Schuchardt, die aus Halle vertrieben wurde.

Der Roman spielt zu Lebzeiten Franckes, als er noch Pfarrer in Glaucha war, die Pietisten in Halle als Lutheraner  die Bevölkerung zum rechten Glauben verhelfen wollten und die Hugenotten in Halle so nach und nach sesshaft wurden.

Magdalene als junge Frau des „Laboranten“ Rehnickel“ (er versorgte 3 Apotheken in Halle mit Spezereien, Inkredenzien Farben, Medikamenten) wird von der Altmagd Else nicht akzeptiert und sogar ständig angefeindet. Else war die ehemalige Geliebte des Hausherren und hat mit ihm einen Sohn, von dem sie annahm, dass er tot sei. Es herrscht ein ständiger Machtkampf zwischen den beiden Frauen.

Die Autorin versteht es vortrefflich, den Aberglauben in dieser Zeit an vielen Beispielen   aufzuzeigen, vorallem auch wie schnell Menschen damit verleumdet werden konnten und hilflos der Selbstjustiz ausgeliefert waren. Interessant ist auch, dass viele Menschen in Halle der pietistischen Lehre anhingen und entsprechende Bibelstunden besuchten, so wie der Ehemann Rehnickel, trotzdem aber abergläubisch waren. Else hat angeblich „Gesichte“, ist eine „Erweckte. Sie bezahlt einen jungen Mann dafür, dass er ihre Schauspielereien forcierte und deckte, alles nur um Mittel und Wege zu finden, um die junge Hausherrin zu defamieren und als  Hexe anzuzeigen. Die junge Ehefrau erduldet viel, ihr Mann steht auch nicht zu ihr. Er ist der Altmagd Else noch immer hörig.

Es entsteht ein Sittenbild, eine Momentaufnahme im Jahre 1693 vom Leben in der Stadt Halle/Saale, als Halle zum Kurfürstentum Brandenburg gehörte, die aus Frankreich geflüchteten Hugenotten hier Fuß fassen wollten und von der Bevölkerung mit Argwohn betrachtet wurden und ein August Hermann Francke noch Pfarrer in Halle Glaucha  war. Die nach ihm benannten Franckeschen Stiftungen gründete er erst im Jahre 1698.

Der Roman ist interessant, flüssig überzeugend ( spannend mit vielen originalen Personen und Gegebenheiten verbunden) geschrieben sodass der Leser viele seiner Erwartungen in diesem Buch wiederfinden wird. Besonders für den landschaftlich verbundenen Leser ist der Roman überaus informativ und schafft historische Verbindungen , die ihm so nicht gegenwärtig waren.

 Ein sehr empfehlenswertes Werk aus dem Mitteldeutschen Verlag Halle.

 

Christina Auerswald, Magdalene und die Saaleweiber

MDV Mitteldeutscher Verlag Halle

2018

ISBN: 978-3-95462-928-2

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