Switch to the CitySwitch to the City

Anzeige

Gesundes Arbeiten im Homeoffice: Richtig umgehen mit Vor- und Nachteilen

Im Homeoffice sind regelmäßige Pausen wichtig, auch zu den Mahlzeiten. Im Homeoffice sind regelmäßige Pausen wichtig, auch zu den Mahlzeiten. AOK

Die Corona-Krise hat die Arbeitswelt nachhaltig verändert, für manche dauerhaft. Das Homeoffice ist

für viele Arbeitnehmer Alltag geworden. Das kann auch gesundheitliche Folgen haben, gute wie schlechte. Rene Bethke, Leiter Gesundheitsmanagement bei der AOK Sachsen-Anhalt, im Interview über Chancen und Risiken von Homeoffice für Arbeitnehmer und Arbeitgeber.

 

Herr Bethke, Die Corona-Krise hat die Arbeitswelt nachhaltig verändert, für manche dauerhaft. Für welche Branchen bzw. Personengruppen ist Homeoffice eine echte Alternative zum bisherigen Bürojob?

Das lässt sich nicht pauschal sagen, sondern muss von jeder Firma entsprechend ihrer Bedingungen spezifisch bewertet und entschieden werden.  Wir nehmen wahr, dass Homeoffice bzw. temporäres Homeoffice vor allem bei Büroarbeitsplätzen umgesetzt wird. Dazu zählen die Callcenter- und die IT-Branche sowie Verwaltungen, inklusive der Verwaltungseinheiten in den Produktionsbetrieben. Auch der Vertriebsbereich nutzt diese Möglichkeit umfassend.

Wie empfinden die Betroffenen die Situation?

Auch das ist sehr individuell. Es gibt positive Aspekte. Dazu zählt die Zeitersparnis durch den Wegfall der Fahrtwege zur Arbeit und mehr. Größere Autonomie bringt mehr Flexibilität. Die Arbeitszeiten können passgenau gestaltet werden. Pausen lassen sich für private Themen nutzen, etwa für die Betreuung von Kindern oder pflegebedürftigen Angehörigen. Dazu gehören auch ganz simple Vorteile wie mehr Ruhe zum Arbeiten, z.B. für Beschäftigte, die sonst in Großraumbüros sitzen. Es gibt aber auch Risiken.

Die da wären?

Zunächst denke ich da an die fehlende Kommunikation mit dem Team und dem Chef, die letztlich zur Vereinsamung und sozialen Isolation führen können. Die Entgrenzung Beruf und Privatleben kann zu Stress in beiden Bereichen führen. Störungen durch Familienangehörige beeinträchtigen die Qualität der Arbeit. Das Nicht-Abschalten-Können und der ständige Zugang zu Arbeit stellen hohe Anforderungen an Fähigkeiten des Selbstmanagements. Nicht jeder ist dazu in der Lage und wird Opfer der „interessierten Selbstgefährdung“.

Welche gesundheitlichen Vorteile bringt es, von zu Hause zu arbeiten?

Das gesundheitliche Hauptargument für Homeoffice-Tätigkeit wird uns gerade jetzt deutlich vor Augen geführt. Der begrenze Kontakt zu anderen Menschen bedeutet eine geringere Ansteckungsgefahr für Infektionskrankheiten. Das gilt nicht nur für Corona, sondern zum Beispiel auch in der Grippezeit. Eine höhere Arbeitszufriedenheit bedeutet auch weniger negativen Stress.  

Welche Nachteile können mit Homeoffice-Tätigkeit verbunden sein?

Auf der negativen Seite muss man verschiedene Gesichtspunkte betrachten. Zum einen sind es wie bereits erwähnt die psychischen Faktoren: Die Trennung von privat- und Berufsleben löst sich auf. Es wird oft bis in den Abend und am Wochenende gearbeitet (inkl. Anrufe und Mails des Arbeitgebers). Laut Fehlzeitenreport des Wissenschaftlichen Institut der AOK gaben das 20 Prozent der im Homeoffice Arbeitenden als Belastung an. Die andere Seite sind körperliche Probleme, die darauf beruhen können, dass oft keine ergonomischen Arbeitsplätze (Stuhl; Bildschirm) zur Verfügung stehen. Eine Studie hat gezeigt, dass in 40 Prozent der untersuchten Telearbeitsplätze keine ergonomisch und technisch einwandfreien Verhältnisse herrschten. Was außerdem nicht übersehen werden sollte: Der Wegfall des Arbeitsweges führt oft insgesamt zu weniger Bewegung.

Wie sollte ein optimaler Homeoffice-Arbeitsplatz aussehen?

Die Tätigkeit sollte am besten in einem extra Raum mit ergonomischen Möbeln und Arbeitsmitteln ausgeübt werden. Wichtig ist der regelmäßige Kontakt, mindestens einmal täglich mit dem Team bzw. dem Chef. Klare Regeln mit Kindern und anderen Familienangehörigen helfen, Störungen zu minimieren. Gut funktionierende Technik und Onlinezugänge sind Voraussetzung für entspanntes Arbeiten.

Welche Pflichten haben Arbeitgeber ihren im Homeoffice tätigen Beschäftigten gegenüber?

Hier muss zwischen Telearbeit und mobiler Arbeit unterschieden werden. Für Telearbeiter und Büroarbeiter gelten die Arbeitsschutzvorschriften gleichermaßen wie in der Betriebsstätte. In der Arbeitsstättenverordnung sind die Anforderungen an den Telearbeitsplatz eindeutig festgehalten. Mobile Arbeit ist bisher rechtlich nicht klar definiert. Die Arbeitsstättenverordnung gilt hier nicht. Für beide Beschäftigungsformen gilt das Arbeitsschutzgesetz. Demnach ist der Arbeitgeber verpflichtet, regelmäßige Gefährdungsbeurteilungen zu erstellen und ggf. Risiken abzustellen.

Was können Beschäftigte tun, um im Homeoffice physisch und psychisch fit zu bleiben?

Ich empfehle klare Regeln zur Entgrenzung, Job ist Job - Freizeit ist Freizeit! Wichtig sind regelmäßige Pausen auch zu den Mahlzeiten. Bewegungspausen (Minipausen) und längere Bewegungseinheiten vor oder nach Arbeit, z.B. Walken oder Fitness, dienen zum Kräftesammeln. Ein ergonomischer Arbeitsplatz sollte selbstverständlich sein. Zur Abstimmung mit Kolleginnen und Kollegen oder Vorgesetzten sollten feste Zeiten vereinbart werden.

Wie unterstützt die AOK Sachsen-Anhalt Unternehmen und Beschäftigte dabei?

Unter dem Motto „gesunde Führung Homeoffice“ organisieren wir Schulungen für Führungskräfte. Außerdem bieten wir zahlreiche Informationen auch in Form digitaler Medien. Ganz wichtig ist uns die persönliche Beratung für die Beschäftigten, z.B. in Online-Seminaren zur gesunden Arbeit im Homeoffice.

Wie werden diese Angebote genutzt?

Corona hat dem Thema einen neuen Schub gegeben. Das merken wir deutlich und freuen uns, dabei viele Firmen begleiten zu dürfen.

Wie sollten sich Beschäftigte verhalten, die während ihrer Homeoffice-Arbeit krank werden?

Krank ist krank, so sollte es auch im Homeoffice gehandhabt werden. Es gibt aber auch Berufe, da kann man mit einem Gips am Fuß ggf. im Homeoffice weiterarbeiten - man hat ja keinen Weg zur Arbeit.

Quelle: AOK Sachsen-Anhalt

Anzeigen
Torsten Vockroth
zum Seitenanfang
JSN Boot template designed by JoomlaShine.com