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Stickstoff ist für Wachstum und Entwicklung von Kulturpflanzen unverzichtbar. Um die weiter steigende Weltbevölkerung ernähren zu können, muss daher ausreichend Stickstoff gedüngt werden. Dabei kommt es jedoch zu Verlusten. Ökosysteme werden belastet oder der Treibhauseffekt durch die Freisetzung von Lachgas verstärkt. Eine Möglichkeit diese Verluste zu vermindern sind neue Verfahren der Bodenbearbeitung in Verbindung mit einer direkten Ausbringung von Düngern in den Boden. Die Auswirkungen dieser so genannten „Strip-Till-Verfahren“ untersuchen jetzt Wissenschaftler der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU) in einem gemeinsamen Projekt mit mehreren Kooperationspartnern.

 

Vom Baumeister Natur lernen, „Erfolgsmodelle“ kopieren und sie für technische Entwicklungen nutzen – das ist der Grundgedanke der Biomimetik. Vor allem Meerestiere dienen Dr. Filipe Natalio als Inspiration für Innovationen. Der Leiter der neuen „Nachwuchsgruppe für Bioanorganische und Biomimetische Chemie“ der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU) ist Hauptautor einer Studie, die jetzt in der aktuellen Ausgabe des renommierten „Science“-Magazins nachzulesen ist.

„Wir sind sehr froh, dass wir unsere Nachwuchsgruppen mit herausragenden jungen Wissenschaftlern besetzen konnten. Das Science-Paper von Filipe Natalio setzt einen Akzent!“, sagt Prof. Dr. Ingrid Mertig, Sprecherin des MLU- Forschungsnetzwerks „Nanostrukturierte Materialien“, zu dem auch die Nachwuchsgruppe von Dr. Filipe Natalio gehört. „Die Gruppe von Filipe Natalio nimmt einen besonderen Platz ein, indem sie mit ihrem Fachgebiet der Biomimetischen Materialsynthese eine Brücke zum Forschungsnetzwerk Biowissenschaften schlägt“, so Mertig.

Biominerale wie Muschelschalen oder Meeresschwämme dienen Biomimetik-Forschern als Vorbild, denn sie besitzen einzigartige wertvolle Eigenschaften. „Schwämme sind zum Beispiel sehr widerstandsfähig und trotzdem beweglich. Sie können Licht leiten und sind Leichtgewichte“, erläutert der Chemiker Natalio. Ihre perfekten Eigenschaften erhalten diese Meeresorganismen durch den Prozess der Biomineralisation. Dabei steuern die Organismen selbst, wie Minerale und organischen Bestandteile sich systematisch so anordnen, dass hochkomplexe Skelettstrukturen entstehen.

Filipe Natalio untersucht, wie es die Organismen schaffen, diese perfekten Strukturen systematisch herzustellen. „Wenn wir verstehen, wie Meerestiere wie Schwämme oder Kieselalgen wachsen, können wir diesen Prozess kopieren und damit neue Materialien entwickeln.“ Diese könnten zum Beispiel künftig in der Medizin als neuartige Knochenimplantate genutzt werden. Im aktuellen Science-Magazin beschreibt der Portugiese die Entwicklung eines neuen Materials, das außergewöhnlich robust und zugleich so biegsam wie Gummi ist. Die Arbeit entstand in Zusammenarbeit mit dem Max-Planck-Institut für Polymerforschung in Mainz an der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz, wo Filipe Natalio als wissenschaftlicher Mitarbeiter beschäftigt war, bevor er 2012 nach Halle kam.

Als Inspiration dienten den Forschern Glasschwämme, die seit mehr als 500 Millionen Jahren auf dem Meeresgrund leben. Diese Schwämme bestehen aus nadelförmigen Skelettelementen (Spicula), die durch Biomineralisation allmählich aus Kalzit und organischem Kleber (Proteinen) aufgebaut werden. „Diesen natürlichen Entstehungsprozess haben wir nachgeahmt, indem wir im Labor Silikateine zu Kalzit-Nanopartikeln hinzugefügt haben“, erläutert Natalio. Mit Hilfe des Proteins Silikatein bilden einige Schwammarten ihr Skelett.

Die künstlich hergestellten „Nadeln“ ähneln äußerlich ihren natürlichen Vorbildern. Zur Überraschung der Forscher erwiesen sie sich aber als dreimal so robust. Selbst wenn sie im 180-Grad-Winkel zu einem U gebogen werden, überstehen die Nadeln diese extreme Belastung nahezu unbeschadet. Dahinter steckt ein bislang unbekannter Aufbaumechanismus des Biominerals: Die Silikateine wirken wir ein Schmiermittel, das die Kalzit-Nanopartikel miteinander verbindet und zugleich die Elastizität der Struktur erhält (siehe Abbildung). Dem Team um Filipe Natalio ist es gelungen, den natürlichen Bauplan dieses Biominerals zu entschlüsseln und das erste biomimetische Biomineral mit ähnlichen bzw. sogar verbesserten Eigenschaften zu entwickeln.

Das interdisziplinäre Forschungsnetzwerk „Nanostrukturierte Materialien“ ist der Präparation, der Charakterisierung und der Untersuchung der physikalischen und chemischen Eigenschaften von nanostrukturierten Materialien gewidmet. Die dort angesiedelten Nachwuchsgruppen sind ein wichtiges Element der Förderung junger talentierter Wissenschaftler im Forschungsnetzwerk und am Standort Halle. 2012 wurden zwei neue Nachwuchsgruppen eingerichtet, zwei weitere folgen in diesem Jahr.

Über den Autor:
Dr. Filipe Natalio arbeitet seit Dezember 2012 als Leiter der Nachwuchsgruppe für Bioorganische und Biomimetische Chemie am Institut für Anorganische Chemie der MLU. Er wurde 2010 in Mainz mit einer Arbeit über die Herstellung von bioinspirierten Biomaterialien als Knochenersatz mit „summa cum laude“ promoviert. Bereits 2012 wurde seine Studie zu Nanopartikeln, die gegen Algen- und Bakterienbefall im Meerwasser resistent sind, in „Nature Nanotechnology“ publiziert.

Angaben zur Publikation:

„Flexible Minerals: Self-Assembled Calcite Spicules with Extreme Bending Strength“

Autoren: Filipe Natalio, Tomas P. Corrales, Martin Panthöfer, Dieter Schollmeyer, Ingo Lieberwirth, Werner E.G. Müller, Michael Kappl, Hans-Jürgen Butt und Wolfgang Tremel
Erschienen in: Science [15.03.2013]
DOI: 10.1126/science.1216260
online: www.sciencemag.org/content/339/6125/1298

Video zur Science-Publication: www.youtube.com/watch?v=XNleh50Ug_k

BU : Dr. Filipe Natalio mit einigen seiner Forschungsobjekte, darunter auch ein Glasschwamm (ganz links). (Foto: Maike Glöckner)

Quelle: Martin-Luther-Universität Halle Wittenberg

Der Kongress „Management im Bildungsbereich“, kurz MiB-Kongress 2013 genannt, thematisiert vom 21. bis 23. März hochaktuelle Fragen zur Zukunft der deutschen Bildungslandschaft. Veranstalter ist der Arbeitsbereich Bildungsmanagement der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU). Kultusminister und Staatssekretäre der Kultusministerien der neuen Bundesländer werden im Rahmen des MiB-Kongresses in einer Gesprächsrunde die Visionen der Bildungspolitik diskutieren.

Einzigartig ist das qualitativ erstklassige Weiterbildungsangebot für Akteure des Bildungsbereichs, das von über 130 hochkarätigen Dozenten im Rahmen des Kongresses angeboten wird. Die Themen drehen sich um das Motto der Tagung: „Innovative Impulse für Schulen und Kindertagesstätten“. Die Auftaktveranstaltung am 21. März beginnt um 18:00 Uhr in der Nationalen Akademie der Wissenschaften - Leopoldina.

Weitere Informationen und Anmeldung unter www.mib-kongress.de

 

Quelle: Martin-Luther-Universität Halle Wittenberg

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Torsten Vockroth
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